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2024

Erhard Diwald

Nachruf

Er hat sein Leben nun abgeschlossen, sein Vermächtnis wird weitergegeben.


Schon in jungen Jahren war Erhard Diwald der Natur zugewandt und von einem stark geprägten naturwissenschaftlichen Interesse bestimmt. Während der Zeit seines Studiums der Chemie und Biologie (Botanik) an der Universität Wien wurde er sehr früh mit der Notwendigkeit und Herausforderung konfrontiert, den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Die betriebswirtschaftliche Sicht der Dinge drängte sich ab dann in den Vordergrund. Ohne Verlust seiner grundsätzlichen Orientierung und seiner Liebe zur Natur, insbesondere zur Pflanzenwelt und dem Interesse für die dazugehörigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse schaffte er es, diese Herausforderung nicht nur zu meistern, sondern damit auch im Laufe seines Lebens den Betrieb und die Arbeitsgebiete der Naturstoffchemie, der Natur- und Pflanzenkosmetik in Österreich voranzutreiben.


Das nunmehrige Unternehmen ist mit der Entwicklung kosmetischer und naturkosmetischer Fertigprodukte und der Vertretung von ausländischen Firmen im Bereich kosmetischer Roh- und Grundstoffe befasst und hat sich dank seiner umfangreichen geistigen und unternehmerischen Geschicke als Vorzeigebetrieb etabliert. Die hohe ethische, technische und Know-how-basierte Verantwortlichkeit seines Inhabers und Lenkers blieb aber nicht auf die Ertragssicherung beschränkt. Darüber hinaus hat er mit seinem persönlichen Einsatz und durch sein fach- und gesellschaftspolitisches Handeln viel für die Chemie in der Kosmetik und Naturkosmetik geleistet.


Die Österreichische Chemische Gesellschaft (GÖCH) verdankt ihm die organisatorische Verankerung der kosmetikchemischen Fachexpertise in der Gesellschaft und die Initiierung einer nun international anerkannten Kosmetikschule, in der er viele Jahre auch als Lehrender fungierte. Dazu kommen unzählige seiner Themenbeiträge in den verschiedenen Arbeitskreisen. Diese Verdienste blieben aber nicht auf Österreich und die GÖCH beschränkt. Jahrzehnte vertrat er diese auch im Internationalen Verbund des IFSCC (Int. Federation of Societies of Cosmetic Chemists) und fungierte bei der Gründung des internationalen Forum Cosmeticums als einer der Gründungsväter. Die Fachgesellschaft hat ihm in Form der Zuerkennung der äußerst selten verliehenen Ehrenurkunde gedankt.


Seine persönliche Überzeugung, dass selbst für die Beschreibung hochkomplexer Stoffsysteme wie Naturprodukten die naturwissenschaftlich-bestimmbare und sachlich korrekte Festlegung einzelner Parameter unabdingbar ist, spiegelt sich in seinen Beiträgen zu regulatorischen Angelegenheiten, in seiner Mitarbeit in einzelnen Kodex-Kommissionen, z.B. seinem Engagement zum Österreichischen Lebensmittelbuch und zur Kosmetik-GMP, wieder. Dabei war es ihm immer ein grundsätzliches Anliegen, dass die Anforderungen des Gesetzgebers für diesen sinnvoll und für die Chemische Industrie gleichzeitig aber auch durchführbar bleiben. In dieser Hinsicht zollten ihm sowohl die Vertretungen der Industrie als auch jene der Behörden stets Respekt und Gehör.


Zur Durchsetzung des Faktischen bediente er sich seiner Belesenheit, seines Kulturverständnisses und seines scharfsinnigen, präzis eingesetzten, für manche aber auch verblüffenden Humors. Dieser wurde durch seinen Respekt für sein jeweiliges Gegenüber getragen und war immer mit der Annahme des zutiefst Menschlichen verbunden. Legendär auch seine ungeheure Selbstdisziplin, nach tief in die Schlafenszeit reichenden Kongressabenden, trotzdem dem ersten Vortrag des darauffolgenden Morgens pünktlich und aufmerksam zu folgen.


Erhard Diwald hat durch sein stetes Bestreben, die Verbindung der Begriffe Natur (biologisch, pflanzlich, = gesund) und Chemie (mit den nicht zutreffenden Konnotationen ,,unnatürlich“, „ungesund“ und „giftig“) herauszuarbeiten und zu befestigen einen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz der Chemie in unserer Gesellschaft geleistet.


Die übliche Floskel, dass der Tod eine Lücke zurücklasse, war er selbst als zu vermeiden bestrebt, da er in großer Weisheit Grundsteine für die Weiterführung des von ihm Geschaffenen gesetzt und richtungsweisende Vorgaben definiert hat. Als Mensch bleibt er jedoch unersetzlich und sein Vorbild wirkt in denen, die ihn in der einen oder anderen Facette kennenlernen durften, weiter.


Im Namen des GÖCH Kosmetik Arbeitskreises

Vorsitzende Dr. Sheida Hönlinger

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